Freitag, 11. Mai 2007

 

17. Tag - 26.12.06 - Fahrt nach Leon

Heute sind wir (natürlich, meinem Empfinden nach) mal wieder mitten in der Nacht aus den Betten gefallen und nach Leon gefahren, um Ixhels Mutter zu besuchen, die dort mit Ixhels Stiefvater lebt.

Der Stiefvater, Javier, ist Arzt, spricht ziemlich gut Englisch und ist wirklich nett. Er gehört sicher nicht zu den Leuten, die Unmengen von Geld verdienen,aber ich denke, für MX-Verhältnisse verdient er schon recht gut - ne Ferienwohnung in Nuevo Vallarta kann ich mir jedenfalls nicht leisten, und nen neuer VW Jetta ist bei mir auch nicht drin - aber ich will auch gar keinen haben. ;-)

Wie gesagt fuhren wir (für meine Begriffe) mitten in der Nacht los, Ixhel, Ixhels Bruder Jorge, ihre Schwester Olivia mit den Zwergen Gabi und Andres, und meine Wenigkeit.

Weil es so früh war, ratzten die meisten schon auf der Fahrt wieder ein...

...und konnten natürlich auch nicht die Landschaft betrachten...


Irgendwo unterwegs, so gegen 9.15 Uhr, hielten wir dann an einer "Freßbuden

-und-tienda-Kolonie" an und trabten in eines der Lokale.


Die Spezialität dort war "barbacoa" und nach dem ersten Bissen bestellte ich mir ganz schnell was anderes. Der Begriff "barbacoa" weckt zumindest bei mir den Gedanken an leckeres, gegrilltes Fleisch, mit ein paar netten Beilagen...und was bekommt man?
Undefinierbares, geschmacklich und von der Konsistenz her ziemlich fragwürdiges, kleingehäckseltes Fleisch, das man dann in die unvermeidlichen tortillas packen darf. Booah, echt übel. Wurgs.

Den Rest der Bande schien das nicht zu stören, die mampften fröhlich alles weg. Ich würde das nicht mal mit reichlich salsa runterbekommen, der Geschmack des "Häckslfleisches" ist mir absolut zuwider. Naja, man muß ja nicht alles mögen. :-|

Nachdem alles aufgefuttert war, wollten wir zahlen, und das gestaltete sich unerwartet schwierig. Die Mädels, die da bedienten, kriegten es auch nach dreimaliger Aufforderung nicht hin, die Rechnung zu bringen waren einfach total überlastet.
Ein paar Tische weiter saßen Leute, die schon nach der Rechnung fragten, als wir gerade rein kamen - und es in den nächsten 20 Minuten bestimmt noch 5 Mal taten.
Aber sie durften einfach nicht bezahlen und gingen dann nach 25 Minuten - ich hab nicht gesehen, ob sie Geld auf den Tisch gelegt hatten oder einfach die Zeche geprellt hatten, auf jeden Fall enstand 5 Minuten, nachdem sie verschwunden waren, vor der Tür ein kleiner Tumult unter dem Personal...selbst schuld. Der Laden war schließlich kein Ausflugslokal, wo die Leute zum Spaß hinfahren.

Also warteten wir noch ein bißchen, und dann stiefelte Ixhel einfach in die Küche und verlangte dort die Rechnung (!), und dann klappte das auf einmal. :-)
Zum Ausparken stellte sich der unvermeidliche "Rauswinker" natürlich sofort hinter das Auto und wedelte fleissig mit seinem schmutzigen Lappen - das hätte er vermutlich auch getan, wenn gerade ein Truck mit 50 Tonnen Ladung und 100 Km/h in den Abzweig vor dem Lokal eingebogen wäre...wieder so ein typischer Fall von "bezahlen für garnix".
Ich weiß ja, daß es dort so üblich ist und die Leute damit ihr Geld verdienen, aber manchmal würde ich am liebsten die ganzen selbsternannten "Parkeinweiser", "Scheibenwascher" und "Parkplatzwächter" zum Teufel jagen, weil man sich ihre "Dienstleistung" nicht aussuchen kann, sondern einem das ganze schlicht ungefragt aufgedrängt wird. :-(

Die Weiterfahrt verlief ziemlich ruhig. Nur einmal wurde es brenzlig, als ca. 50m vor uns ein Bus urplötzlich die Spur wechselte, natürlich ohne zu blinken oder auf die übrigen Autos Rücksicht zu nehmen. Ein kleiner Nissan musste daraufhin so heftig ankern, daß er mit qualmenden Reifen am Heck des Buses vorbeischlitterte, und ich konnte den Burrito zum Glück auf der rechten Spur noch passend runterbremsen. Diesem Busfahrer hätte ich am liebsten mit nem Backstein eine reingehauen...so ein Vollidiot. :-(


Kurz vor Leon gab es dann noch eine kurze Pinkelpause an einer Tankstelle, und dort wurden an einem Zasterkasten auch gleich die Bargeldbestände aufgefüllt. Und zwar komplett mit nagelneuen 50$ Scheinen aus Plastik. Komisches Geld. :- Aber so hatte man endlich mal nen richtiges Bündel Scheine in der Tasche. ;-)

In Leon fiel uns als erstes eine riesige, neue Brücke auf, die einige hundert Meter von rechts nach links verlief. Offensichtlich mistneu und noch nicht für den Verkehr freigegeben. Und aus irgend einem Grund ziemlich hoch. Merkwürdig.

Nach kurzer Fahrt, vorbei an einem Drive-In-Supermarkt in Form einer riesigen, halbierten Bierdose (warum gibt es sowas bei uns nicht?), bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren am Stadtrand entlang zu der Siedlung (Brisas del Carmen oder so), in der Javier und Teresa wohnen. Die Siedlung besteht aus einem ganzen Haufen gleich aussehender Reihenhäuser, und an der Zufahrt steht ein kleines Pförtnerhaus, bei dem man sich anmelden muß.


Mittlerweile war es schon 13.00 Uhr, Ixhels Mutter erwartete uns schon, und kurze Zeit später kam auch Javier, der heute etwas früher Feierabend gemacht hatte. Nachdem die aktuellen Familienneuigkeiten ausgetauscht waren (das dauerte durchaus etwas...) gab es erst mal Mittagessen.


Danach sollte es in die Stadt gehen, nur schnell ein paar Schuhe für die Kinder kaufen, aber da ich die mexicanische Definition von "mal eben" oder "mal schnell" schon des öfteren kennengelernt hatte, verzichtete ich dankend. ;-)

Also fuhr der ganze Troß ohne mich, und ich konnte in Ruhe ein bißchen lesen. Einige Stunden später, ich war mittlerweile schon eingepennt, kamen die anderen von ihrem "kurzen Einkauf" zurück. Gut, daß ich nicht mitgefahren war...
Ixhel, Oli und Jorge wollten dann noch ins Kino, aber ich hatte keine Lust, also fuhren sie ohne mich. Ich setzte mich noch etwas vor die Tür, trank ein paar Biere, tackerte Notizen in den Palm und rauchte.

Es wurde hier abends doch ziemlich schattig draußen, obwohl es tagsüber wirklich angenehm warm war. Irgendwann hatte ich genug und krabbelte ins Bett.

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Samstag, 5. Mai 2007

 

16. Tag - 25.12.06 - Un Milagro! Ein Wunder...

Heute war mal wieder nix besonderes geplant, und zum Glück mussten wir auch nicht mitten in der Nacht aufstehen.

Das heisst aber auch nicht, daß wir den ganzen Tag in Xochitepec im Haus rumgegammelt und Telenovelas geguckt haben - die halte ich eh höchstens 2 Minuten aus und muß dann ganz schnell was anderes gucken, während sich Ixhel diese Machwerke stundenlang angucken kann, ohne dabei irgendwelche bleibenden Schäden zu erleiden. ;-)


Nein, heute haben wir Ixhels Großmutter besucht, die zusammen mit einem Onkel und einer Tante (ja, Ixhel hat eine schier unüberschaubare Zahl von Tanten und Onkeln...) von Ixhel im Estado Mexico wohnt, also nicht mehr unmittelbar im Stadtgebiet, sondern etwas nördlich vom DF im Bundesstaat Mexico. Und dort waren wir zum Essen eingeladen.

Gut für mich, schlecht für meine fette Wampe meine Schwimmringe das Idealgewicht. ;-)

Naja, wir sind also mittags so gegen 12.30 Uhr von Xochitepec aus losgefahren.
Unterwegs mussten wir noch irgendwo im Norden der Stadt für Schwager Jorge einige Dokumente abgeben. Und auf der Fahrt dorthin konnte man schon "das Wunder" sehen: Leere Straßen! Und das in DF! Unglaublich. :-)


Fußgänger, die ohne Lebensgefahr die Straße überqueren konnten...

...kein Gedränge, keine Staus...





...man konnte sogar mitten auf der Straße seinen eigenen Schatten fotografieren...


...während man an normalen Tagen wahrscheinlich innerhalb von Sekunden zu einer Tortilla plattgewalzt worden wäre. ;-)

Wer DF und den alltäglichen Wahnsinn die vielen Vollidioten dort ohne Führerschein den Verkehr kennt, der normalerweise zu fast jeder Tages- und Nachtzeit dort herrscht, weiß, wie bemerkenswert solche Bilder sind...

Ixhel meinte, das wäre immer nur am 25.12. so und am 01.01. - weil dann der Großteil der Leute nen dicken Kopf vom Saufen hat und zuhause bleibt. ;-)
Weiter ging die Fahrt Richtung Norden,





irgendwo am Straßenrand stand ein schöner, alter Ford Mustang


bei dem allerdings der Zustand des Seitenfensters etwas stutzig machte:


Geklaut oder einfach nur von irgendwem kaputtgemacht worden?


Aufgrund des geringen Verkehrs waren wir also relativ flott aus DF raus und kamen am Ziel an.
Wie immer gabe es ordentlich zu futtern, und es war auch ganz nett warm draussen und die Sonne brannte ganz nett auf den Schädel, so daß einige Leute nach einiger Zeit ziemlich komische Hüte trugen. ;-)




Draußen vor der Tür fotografierte ich noch einen alten Ford Falcon,



und dann gingen wir rüber zu einem andern (Groß)onkel von Ixhel. Ein skurriler Typ, der neben seinem "normalen" Auto auch noch einen Käfer aus den 60ern in der Garage hatte, der irgendwie von den USA nach MX gelangt war (und von dem ich leider kein Foto habe) und außerdem noch einen Ford Galaxy (oder so), ein Riesenschiff, daß nur mit einigen Tricks in die Garage passte. Siehe hier:


Man beachte , wie die (eigentlich ein Stück zu kleine) Garage an das Riesenschiff angepasst wurde (siehe Pfeile auf folgenden Foto):


Die Wand unter dem Fenster wurde einfach ein ganzes Stück nach innen versetzt, und weil dann die Kante des Kofferraums immer noch ein paar Zentimeter zu hoch war, wurden kurzerhand ein paar Mulden für die Räden in den Fußboden geklopft. Echte Maßarbeit, wirklich - da war nicht mehr viel Luft vorne oder hinten. ;-)

Im Haus hatte er sich einen winzigen Raum eingerichtet, der vollgestopft war mit Flugzeugmodellen (diese Plastikbausätze a la Revell oder Airfix), Bildern und Fotos von Flugzeugen sowie Militärbüchern , -kassetten und -schallplatten.
Und wo ich schon mal da war, kramte er eine Schallplatte mit Militärmärschen und -liedern aus den Zeiten vom GRÖFAZ raus und ich musste ihm übersetzen, was die da so singen. ;-)
Die Schallplatte war übrigens "Made in USA" und hätte hier in D jedem normalen Bürger wahrscheinlich umgehend eine nette Gerichtsverhandlung eingebracht...
Aber, Spaß muß sein, also guckt euch das hier mal an:

Hitlerizer (macht besonders Spaß mit Forumsbeiträgen oder Artikeln aus Onlinepublikationen) ;-)))

Non ja, wär haben ons dann noch ain bäßchen Flogzoigfotos ond -böcha angegockt ...ähm...und sind dann wieder zurück gegangen. Zum Abschied schenkte er mir dann noch ein spanischsprachiges Buch über den II. Weltkrieg - das ich leider in Xochitepec vergessen habe. :-(

Irgendwann am späten Nachmittag Uhr machten wir uns dann wieder auf den Rückweg nach Xochitepec,


und an diesem Tag passierte ansonsten auch nix besonderes mehr...




außer, daß im Wohnzimmer ein Wettrennen stattfand (den Bobbycar haben wir übrigens 2005 extra aus Deutschland mitgebracht, und das Ding ist immer noch nicht kaputt - jaja, ein deutsches Qualitätsauto). :-)

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Dienstag, 1. Mai 2007

 

15. Tag - 24.12.06 - Heiligabend mal ganz anders

Nachdem wir heute endlich mal wieder lange schlafen konnten, warf ich irgendwann kurz vor Mittag das Frühstück ein und arbeitete nachmittags mal wieder etwas im Garten - unglaublich, wie verwildert und verfilzt dieser Mini-Garten war! :-|
Abends waren wir dann bei Verwandten von Ixhel (Onkel und Tante) zum Essen eingeladen. Zum Glück war es nicht weit zu fahren, wir hüpften in Jorges Auto und fuhren zu der Wohnung in der Nähe von Perisur. Ixhels Vater war auch dabei.
Es gab ordentlich was zu futtern, und Ixhels Tante und Onkel, die anscheinend nicht besonders trinkfest waren, hatten zum Schluß ganz schön einen in der Krone. ;-)


Ich konnte mich erstaunlicherweise sogar einigermaßen rudimentär in Spanisch unterhalten und habe auch das meiste verstanden - allerdings musste ich später, als wir in D zurück waren, leider mal wieder feststellen, daß ich Spanisch genau so schnell verlerne, wie ich es in MX lerne... :-(
Ixhels Cousin


spricht allerdings sehr gut Englisch (Ixhels Tante übrigens auch, die arbeitet bei irgend einer Pharma-Firma), und ich habe mich mit ihm prima unterhalten, wenn ich auf dem Flur mal eine geraucht habe. Er will im Ausland studieren, weiß aber noch nicht genau, wo. Wenn möglich, will er zum Studieren nach Ostasien gehen. Mutig, wie ich finde.
Es wurde also viel gequatscht, gefuttert und getrunken. Wie schon so oft wurde mir gesagt, daß die Branche, in der ich tätig bin, also der Maschinen- und Anlagenbau im Bereich Entsorgung und Sortierung in Sachen Abfall, in MX immer noch total unterentwickelt ist und in dem Bereich dringend etwas passieren muß. Sehe ich genau so, wenn ich mir die chronisch vermüllten Straßenränder so ansehe...
Es gab übrigens als Nachtisch "Schwarzwälder Kirsch" - oder zumindest die mexicanische Interpretation davon. Das freute natürlich besonders Ixhel, denn "Schwarzwälder Kirsch" war das einzige, was sie von Deutschland kannte, bevor wir uns kennen gelernt haben... ;-)


Irgendwann zu fortgeschrittener Stunde haben wir uns dann wieder auf den Weg nach Xochitepec gemacht. Das "Weihnachtsfeeling" stellte sich eigentlich gar nicht ein, daß fand ich aber auch überhaupt nicht schlimm - in D geht mir das ganze Weihnachtsgetue ziemlich auf den Senkel.
Und damit war wieder ein Tag rum. :-)

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