Freitag, 3. August 2007

 

20. Tag - 29.12.06 - Ausflug zum Cubilete

Heute ging es zum "Cubilete", dem Berg in der Nähe, den ich schon mal kurz erwähnt hatte.

Also wieder Richtung Silao, wo ein Bahnübergang quasi ständig zu einem Verkehrsstau führt, weil er so holprig ist, das man bestenfalls im Schritttempo drüberfahren kann, wenn man nicht Reifen und/oder Stoßdämpfer ruinieren will. Heute gab es noch etwas mehr Stau als sonst, weil tatsächlich ein Zug die Straße kreuzen wollte. Oh ja, ein richtiger, echter Zug (!). ;-)

Das funktioniert aber etwas anders als aus D gewohnt, weil die Warnanlagen offensichtlich gar nicht funktionieren - vermutlich wegen Nichtbenutzung eingerostet. ;-)

Der Zug stand also heftig tutend vor dem Übergang, bis auch der letzte besoffene Trottel Autofahrer gemerkt hatte, daß er den Bahnübergang befahren wollte. ;-)

Dann rollte er, mit zwei Diesellokomotiven amerikanischer Bauart an der Spitze, langsam an. Der Zug war mächtig lang, ungefähr in der Mitte war noch eine Lokomotive platziert, und weil wir fast direkt am Übergang standen,konnte ich ein paar Fotos machen.





Nach etwa 4 Minuten war der gesamte Zug dann durch, und wir konnten weiterfahren. Der erste (und bisher einzige) Zug, den ich in MX gesehen habe - von Metros etc. mal abgesehen.

Ungefähr auf Höhe der Chevrolet Autofabrik verließen wir die Autopista und fuhren auf einer rapide schlechter werdenden Staße durch ein kleines Dorf, in dem am Straßenrand der übliche Souvenir-Kram, Getränke usw. angeboten wurden. Dann verwandelte sich die Straße in eine ernsthafte Kopfsteinpflaster-Piste, die sich in nicht enden wollenden Serpentinen den Berg hinauf zog. Das ganze kann man auch bei Google Maps entdecken, einfach mal "Silao" als Startort eingeben und ein bißchen nach Norden scrollen...
Auf dem Luftbild sieht man dann das Monument und oben rechts mit den weißen Dächern die Fressbuden, die an der Straße liegen.

Alle paar Meter bis fast zum Gipfel standen Leute an der Straße, die um Geld bettelten, meistens kleine Kinder oder Frauen.
Ixhel und Olivia wollten allerdings nix rausrücken, da sie der Meinung waren, daß die Kinder den Zaster ihren Eltern abliefern müssten, die das Geld dann eh versaufen würden... Die Kinder rannten oft etliche Meter neben den Autos her, um doch noch etwas zu ergattern, eine nicht ungefährliche Sache. Na ja, in D sieht man mittlerweile ja auch oft Zigeuner Sinti und Roma, meistens aus Rumänien, die ihre Kinder zum Geldverdienen schicken...

Wie dem auch sei, wir kamen oben an und parkten den Burrito. Die ganze Bergstrecke ist übrigens nix für Leute mit Höhenangst oder gesteigertem Sicherheitsbedürfnis, Leitplanken gibt es nur sporadisch, den Blick in die Abgründe aber fast ständig. ;-)

Oben angekommen wehte eine steife Brise, während wir die letzten Meter zu Fuß gingen. Für Mexicaner kalt, für mich einfach nur erfrischend. :-)

Auf dem Parkplatz fand sich mal wieder ein Atztec (?), eine Kiste, die ich noch nie irgendwo ausserhalb von MX gesehen habe, und von geradezu überwältigender Hässlichkeit...



Naja, immerhin dürfte man darin ordentlich Platz haben... ;-) Auf der Spitze des Berges befindet sich eine riesige Jesus-Statue (keine Ahnung, wie groß genau, aber wenn die Statue in Rio zum Weltwunder erklärt wird, dürfte diese nicht weit davon weg sein...), zu der einige Leute die letzten Meter auf den Knien zurücklegten. Mir als nicht-religiösem Zeitgenossen ist sowas ja nicht ganz geheuer, aber wenn die Leute Wert darauf legen, sollen sie das ruhig machen...



Eine eigene Webseite gibt es auch.


Unterhalb der Statue befindet sich ein kreisrunder Raum, an dessen Decke zwei riesige Kronen befestigt sind, eine Dornenkrone und eine "normale". Und es war eine Krippe aufgebaut mit einem kleinen See, in den die Leute Münzen warfen. Andres fand das so toll, daß er auch Geld werfen wollte, was aber erwartungsgemäß nicht so ganz klappte, die Münze landete irgendwo in der Dekoration. :-) Nun ja, er ist halt noch etwas zu klein für so etwas. Die Aussicht vom Cubilete ist allerdings beeindruckend, kann man nicht anders sagen, seht selbst:







Wir fuhren dann wieder ein paar 100 Meter die Straße runter, wo sich dicht an dicht die Freßbuden aufreihten. Es gab einen kurzen Disput, weil Ixhels Mutter meinte, da könnte man doch nix essen...so an der Straße und so...
Ich verfügte aber dann einigermassen selbstherrlich (und mit Unterstützung der anderen), daß ich Hunger hätte und jetzt was futtern wollte. Die Wahl fiel auf die "Fonda Doña Ofelia" wo man für schlappe 25 $ (!) soviel futtern konnte, wie man wollte.






Eine gute Wahl, das Essen war klasse. Und nein, ich hatte noch nicht mal das kleinste Magengrummeln danach... ;-)

So, und nun ratet mal, wer als letztes mit dem Essen fertig war? Genau, Ixhels Mutter... ;-)

Nachdem nun also alle wirklich pappsatt waren, ging es wieder den Berg runter, allerdings auf einem anderen Weg.

Javier meinte, er würde da einen anderen Weg kennen, die Straße wäre gar nicht so schlecht...war sie auch nicht, wenn man ein Anhänger von Walter Röhrl ist...und sie hatte alles, was einen Rallyefahrer glücklich gemacht hätte: Verwegene Schlagloch-Gruppen, Waschbrett-Passagen, viel Staub und Schotter und absolut keine Leitplanken. :-)



Unterwegs gab es nicht viel zu sehen, einzige Ausnahme war ein kleines Dorf namens Agua Colorada irgendwo an der Strecke, an einem See, mit ein paar Ruinen und 2 Kirchen. Sehenswert.



Und dort standen auch direkt neben der Straße ein paar sehr gut erhaltene Ami-Autos aus den 50ern rum, die ich am liebsten sofort mitgenommen hätte. Leider hatten wir keinen Anhänger dabei... ;-) :-|

Weiter ging es über die Buckelpiste, und nach gefühlten 5 Stunden kamen wir dann, nachdem wir noch über einen kleinen Staudamm gefahren waren, endlich auf eine asphaltierte Straße oberhalb von Guanajuato.
Während wir auf die Stadt zurollten, kam mir der Verdacht, daß diese Straße die selbe war, die zu der dulceria führte, in der die anderen vor kurzem so ausgiebig eingekauft hatten. Natürlich glaubte mir das keiner, und natürlich kamen wir nach ein paar Minuten an besagter dulceria vorbei. ;-)


Ich fragte Ixhel, was wir denn schon wieder in Guanajuato wollten, und sie meinte, ihre Mutter wollte uns wohl noch mehr von der Stadt zeigen (ich hatte Ixhel gegenüber erwähnt, daß ich es ziemlich unergebig finde stundenlang zu fahren, dann gerade mal eine Stunde oder so zum gucken zu haben und dann wieder stundenlang zurück zu fahren - und das hatte sie wohl weitergegeben...).

Angesichts der Tatsache, daß es schon 3 Uhr Nachmittags war und sich wieder Massen von Autos stadteinwärts quälten, nutzten wir einen Ampelstop, um den anderen im vorausfahrenden Auto klarzumachen, daß wir nicht schon wieder (für eine Stunde) in die Stadt wollten und eigentlich nur noch ganz gerne einen Kaffee trinken würden, vorzugsweise irgendwo auf dem Weg zurück nach Leon. Ich dachte da so an eine Kaffeebude irgendwo an der Straße...

Unterwegs sahen wir mal wieder eine der "Fahrrad-Prozessionen", die ich in MX schon oft gesehen habe.


Wir fuhren also zurück und landeten - im Sanborns mitten in Leon. :-|
Mmmmpfff..toll. Ein ganz großes Problem ist IMHO, daß die Leute in MX, die über etwas mehr Geld verfügen, quasi schon automatisch zu Sanborns, Vips etc. laufen, weil es ihnen zu popelig ist. an der Straße oder in einem kleinen Cafe etwas zu trinken... :-|
Ich renne in D doch auch nicht gleich in einen McDoof, wenn ich nur mal ne Currywurst essen will...?

Naja, die Kinder fanden es jedenfalls ganz toll...

Eigentlich hatten wir ja mehr an eine Kaffeebude irgendwo unterwegs gedacht...
Erstaunlich fand ich, daß wir in der Tiefgarage einen Peugeot mit französischen Nummernschildern vorne und MX-Kennzeichen hinten fanden...wie macht man denn sowas?



Naja, irgendwann kamen wir dann endlich wieder beim Haus an, und damit war der Tag auch schon fast rum.

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Comments:
"Der erste (und bisher einzige) Zug, den ich in MX gesehen habe (...)"

Sehen tue ich die auch nicht so oft, aber je nach Windrichtung höre ich sie unten im Tal vor meinem Haus tuten, wenn sie Richtung Pachuca schuckeln.

"Auf dem Parkplatz fand sich mal wieder ein Atztec (?) (...)"

Das Teil heißt Aztek und ist in der Tradition der Ziegelstein-Block-Auto, die die Japaner (u.a. Honda) in den USA verticken. Die sind wohl so rechteckig, um das Volumen leichter berechnen zu können...

"Leider hatten wir keinen Anhänger dabei... ;-) :-|"

Nicht mal einen Walter-Röhrl-Anhänger?

"(...) Peugeot mit französischen Nummernschildern vorne und MX-Kennzeichen hinten fanden...wie macht man denn sowas?"

Man nehme:
1 frz. Kennzeichen,
1 mex. Kennzeichen,
4 Schrauben,
1 Schraubenzieher (Kreuz oder Schlitz, je nachdem, welchen Kopf die Schrauben haben),
1 Peugeot

Man positioniere eins der Kennzeichen (wahlweise frz. oder mex.) an der entsprechenden Kennzeichen-Anschraub-Stelle am Peugeot und befestige dieses mit einer Schraube je Kennzeichen-Loch mit dem Schraubenzieher. Am anderen Ende wiederholen.

Variation: man kann das frz. Kennzeichen auch hinten befestigen und das mex. vorne.

;-)

Übrigens gibt's im August-Heft des (US-) National Geographic Magazine eine Fotostory über eine alljährliche Vaquero-Wallfahrt auf Pferden zum Cubilete. Sehr nett anzuschauen: http://www7.nationalgeographic.com/ngm/0708/feature4/
 
Roland,

du altes Lästermaul (;-)),

danke für die Korrektur zum Aztek.
Von wem wird diese hässliche Schüssel den hergestellt? War das vielleicht Pontiac?

Mich hätte aber eher interessiert, wie man so einen ollen Peugeot in MX zugelassen bekommt... ;-)

Der Anhänger wäre wirklich Gold wert gewesen, ich habe dort einige sehr schöne 50er Jahre Oldies erspäht...

So, und jetzt lass uns mal überlegen, wie wir dem Cabronsito aus der "mierda" helfen...
 
Lästern muß sein. So! ;-)

Kann sein, dass der Aztek ein Pontiac ist. Die sind ja bekannt für seltsames Design; diese Sunfire- und Trans Am-Kisten finde ich alle häßlich.

Das mit der Zulassung in MX ist nicht so verklemmt wie in D (von wegen Kennzeichen beim Straßenverkehrsamt vorzeigen, um Plakette zu kriegen, etc.).
Du meldest Deine Mühle an, zahlst die Gebühren und kriegst je nach Staat sofort die Kennzeichen aus einer großen Kiste hinter'm Amts-Tresen oder man schickt sie Dir per Post zu (zwischenzeitlich klebst Du den permiso ins Fenster und fährst "unten ohne").

Ob und wie Du dann die Kennzeichen anbringst, ist Dein Bier bis zu einem gewissen Grad. Das "delantero"-Schild kommt vorne dran; das "trasero" hinten. Von zusätzlichen Kennzeichen steht nichts in der StVO, also sind sie erlaubt (es lebe der napoleonische Kodex, wo alles, was nicht ausdrücklich verboten wird, erlaubt ist).

Streng genommen müßte man beide Kennzeichen haben, aber solange keiner was sagt (und ein "Trinkgeld" haben will), macht das jeder wie er lustig ist (ich habe bei meinem Käfer seit 8 Monaten das vordere Nummernschild innen an der Sonnenblende befestigt und bin bisher einmal aufgefordert worden, es zu zeigen).

In USA gibt's Staaten, bei denen nur hinten ein Kennzeichen vorgeschrieben ist und vorne kleben dann so Dinger mit "Rambo", "Airforce 1" oder "Loverboy".
 
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