Mittwoch, 17. Januar 2007

 

2. Tag - 10.12.06 - Frühstück, Ausflug und Weiterfahrt

Heute ging es schon relativ früh los zum Frühstück in in Lokal namens "La Joya" in San Pedro Actopan, etwa eine halbe Stunde von Xochimilco entfernt.


Das Lokal ist klein und unauffällig, aber das Essen ist prima und es ist nett eingerichtet. Diesmal waren auch noch ein paar Onkel und Tanten von Ixhel mit dabei. Unten im Bild sind (mehr oder weniger) Andres, Bruder Jorge, Ixhels Vater, Olivia, Gabi und Schwager Jorge zu sehen.

Auf dem Parkplatz konnte ich dann auch erst mal ausgiebig das Auto begutachten, daß sich Ixhels Bruder vor einigen Monaten gebraucht gekauft hat, einen "Mercury", das ist glaube ich eine "Unterabteilung" von Ford. Ganz schick, das Ding, und im super Zustand. Aber für DF würde ich mir was anderes kaufen...die Topes sind teilweise doch sehr heftig und zahlreich, und da kann es öfter mal am Unterboden kratzen... :-( Wenn man keine große Familie hat, ist der gute alte Käfer m.M. nach immer noch das beste für "Topelandia". ;-)

Danach fragte Schwager Jorge, ob wir ein bißchen Richtung Popocatepetl fahren wollten, und warf mir die Schlüssel für den Chevi Pickup zu. Also alle Mann rein in die Schüssel und ab dafür. Wir fuhren dann durch einige der typischen, verschlafenen und staubigen Käffer im Hinterland.

Hier gab es noch ein Erlebnis der besonderen Art:
Vor uns fuhr schon seit einigen Kilometern ein Ami-Kasten älterer Bauart (Suburban, RAM oder so) mit texanischen Nummernschildern. Mir war schon aufgefallen, daß der Fahrer eine selbst für mexicanische Verhältnisse recht weiträumige Fahrweise hatte, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken ;-)
Dementsprechend hielt ich respektvoll Abstand, bis wir zu einer Kreuzung kamen. Dort ordnete sich der Wagen rechts ein, blinkte dann plötzlich links (bis hierhin ja nix wirklich ungewöhnliches oder neues für mexicanische Verkehrsteilnehmer), fuhr noch einen Meter weiter und blieb dann stehen. Die Fahrertür ging auf, und ein mit einer Jeans und einem modischen Feinripp-Unterhemd bekleideter Mexicaner stieg aus und taumelte um das Auto herum zur Beifahrerseite. Gleichzeitig stieg der Beifahrer aus, und es wurde ein Fahrerwechsel gemacht.
Warum, war offensichtlich: Der bisherige Fahrer war lattenstramm und konnte nicht mal mehr einen Meter geradeaus laufen...

Wir kamen dann zu einer Art "Weihnachtsbaum-Einkaufszone", die heftig frequentiert wurde, wie man an den Massen von Autos sehen konnte, die mit einem Weihnachtsbaum auf dem Dach das Areal verließen.

Weiter ging es bergauf bis zu einem Militärposten, der Autokennzeichen, Anzahl der Insassen Fahrtziel und Name des Fahrers in ein leicht zerfetztes Buch eintrug. Da der Soldat mit dem Namen "Holger" überfordert war, wurde daraus kurzerhand "Oliver" gemacht und wir durften passieren. Gut, daß ich nicht nach meinem Führerschein gefragt wurde, der lag nämlich zufällig in Xochimilco im Schrank. :-) In Anlehnung an eine "Simpsons" Folge beschlossen wir dann, daß ich mir im Falle einer Kontrolle einfach schnell einen Schnurrbart anklebe und mich "Homero Lopez" nenne. :-)

Mittlerweile hatte ich mich auch an den Chevy Pickup (der aber eigentlich ein Isuzu ist) mit manueller Schaltung (!) gewöhnt, aber besonders angetan war ich von der Kiste nicht: Der Motor hat irgendwie ein nutzbares Drehzahlband von 500 U/min, und die Getriebeabstufung ist auch vollkommen für den Hintern. Drehmoment ist weder unten- noch obenrum vorhanden. Da war ja der 1970er Käfer mit 34PS, den ich mir mit 18 kaufte, schon erheblich spritziger...
Da ist die Kiste, mit Gabi auf dem Dach und Schwager Jorge daneben (im Hintergrund Weihnachtsbäume):

Immerhin sollte sich bei den folgenden Touren aber zeigen, daß der Kasten zwar lahmarschig, aber zuverlässig und robust ist. Aber irgendwie können die Japaner doch schon lange viel bessere Autos bauen?!

Oben auf dem "Paso Cortes" war es ziemlich frisch und windig. Einige Leute ließen Drachen steigen, die man dort für wenig Geld kaufen konnte. Natürlich musste auch Gabi einen Drachen haben, aber nach 20 Minuten wurde es der mexicanischen Verwandtschaft (natürlich inkl. Ixhel) dann doch zu kalt und der Rückzug in wärmere Gefilde war angesagt. Ich fand es lediglich etwas frisch. ;-)

Auf dem Weg nach unten hielten wir noch kurz an einem kleinen Stand an, um etwas zu futtern. Der Stand war das, was man in D wohl als "rustikal" bezeichnen würde: Der Herd bestand aus einem leicht modifizierten Ölfass, der Kaffee brodelte in einem Aluminiumtopf auf eben diesem Ofen und wurde in Bechern ausgeschenkt, die ich zuerst für kleine Blumenvasen gehalten habe. Die Zutaten für die Quesadillas waren in diversen Plastikdosen auf einem Tisch verteilt. Das Essen und der Kaffee waren gut und preiswert und Moctezumas Rache hat auch keinen ereilt - dies nur für die "Iß niemals an der Straße" Verfechter.

Zurück in Xochitepec sind wir dann noch schnell in einen Supermarkt geflitzt, der "Comercial Mexicana" heisst. Unglaublich, was für Berge von Lebensmitteln dort aufgebaut waren, und ebenso unglaublich, wieviel Personal es dort gab. Während man in D manchmal 5 Minuten in so einem Schuppen rumläuft, um jemanden vom Personal zu finden, steht in MX quasi an jedem zweiten Regal jemand. Sehr interessant fand ich dann noch das Bier, das ich dort entdeckt und gleich eingesackt habe:

"Golden Pils" aus Belgien...na, mal gucken, wie das schmeckt. Der Sixpack kostet gerade mal 29,40 Peselotten.Werde ich wohl zum "Blogger- und - Leser-Treffen" bei Andreas mitnehmen. Nachdem wir noch etwas Proviant für die Fahrt nach Zihua zusammengesucht hatten, ging es durch den wie immer dichten und chaotischen Verkehr zurück nach Xochitepec.

Um 22.00 Uhr brachte uns Ixhels Bruder Jorge dann zum "Terminal Central De La Sur". Dort warteten wir noch eine Weile, lauschten der Stadion- ähm Stationssprecherin, die ihre Durchsagen mit einer Minnie-Mouse Stimme und einem eigenartigen Singsang machte, und stiegen um 23.20 Uhr in den Bus der Linie "Estrella De Oro". Der Bus hatte, wie alle "besseren" Fernreisebusse in MX, lediglich 24 Sitzplätze, so daß selbst ich darin bequem sitzen konnte. Die Fahrt war langweilig, weil es dunkel war und man so während der der Fahrt nix sehen konnte, der an Bord gezeigte Film war auch Mist, so daß ich nach kurzer Zeit einschlief.

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Comments:
Herrlich!!!
Mach nur weiter so!!!
Ruhig etwas langsamer, ein solcher Artikel pro Tag ist absolut ausreichend und tagverschoenernd.
Und so haetten wir doch alle viel laenger etwas davon. ;-)

Und danke fuer die Glueckwuensche.
Da hast Du schon einen Grund, warum meine Lesezeit etwas beschraenkt ist.

Ich wuerde ja am liebsten jeden einzelnen Punkt Deines Berichtes kommentieren, aber das schaffe ich einfach nicht.

DANKE!!!
 
Danke für die Blumen. :-)
Aber etwas mehr als einen Beitrag pro Tag werde ich nach Möglichkeit schon posten, sonst bin ich ja erst in 5 Wochen damit durch - und außerdem sind die meisten Beiträge ja schon fertig geschrieben, extra dafür hatte ich ja meinen Palm mit. Kann ich übrigens nur empfehlen, so ein Ding, wenn man ab und an mal kleinere Texte unterwegs schreibt. Kann auch ruhig ein "kleiner" sein, die bekommt man schon für unter 20 Euronen nachgeworfen.
 
" (...) für die "Iß niemals an der Straße" Verfechter."

Na, das Lokal war eindeutig kein Straßenstand.
Warum?

1. Der Stand war ein etablierter (kein mobiler) und hielt daher alle notwendigen Hygiene-Regeln ein (als da wären:
a) verderbliches im Kühlschrank; b) am Abend die Geräte ordentlich mit Seife waschen).

2. Auf dem Land
Den chilangos werden immer die halb-schlechtgewordenen Reste verkauft - kein Wunder, wenn man 20 Mio. mit Nahrungsmitteln versorgen muß.

Am Samstag morgen und nach dem Izta-Abstieg am Sonntag haben wir uns in San Rafael auch ein paar tacos mit einer himmlischen cecina (das können die gut rund um die Vulkane) und leckerer, nicht allzu fettiger chorizo reingepfiffen und dabei ein (paar) Bierchen geschlürft.
Moctezuma kennen die nur vom Hörensagen (das liegt aber auch am etwas frischen Klima in der Ecke, wo Lebensmittel nicht so flott verderben).
 
Ach so: weiter so. Gefällt mir, Dein Tagebuch!

:-D
 
Na gut, Hollito.
Ich kann mir ja das Lesen einteilen, wie ich will.
Und freue mich drauf, mir das Ganze genuesslich ueber 5 Wochen zu verteilen.
Oder anders gesagt: Je laenger ich mir Zeit lasse damit, umso kuerzer wird mir die Zeit erscheinen, bis Deine naechste Reise ansteht.
;-))
 
Schön, wenn es euch gefällt. :-)

Es werden allerdings auch einige Beiträge dabei sein, die sehr kurz ausfallen, weil ich (wir) am betreffenden Tag einfach nix besonderes gemacht haben und es dementsprechend auch keine Fotos gibt.
Um aber die Abfolge einzuhalten, werde ich auch zu solchen Tagen ein paar Sätze schreiben.

@Roland:
Ob es da einen Kühlschrank gab? Ich glaube eher nicht...
Ich denke, die beiden Frauen bringen jeden Morgen alles zu dem Stand und nehmen es dann abends wieder mit. Naja, auch egal. :-)
 
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