Sonntag, 1. Juli 2007

 

18. Tag - 27.12.06 - Guanajuato

Heute ging es (zum Glück!) nicht ganz so früh raus, erst um etwa 8.00 Uhr. ;-)

Nach einem schnellen Frühstück (pan dulce und Tasskaff) hüpften alle in den Chevi-Isuzu, den ich "Burrito" getauft hatte, weil er beim Anfahren manchmal bockt wie ein störrischer Esel. Javier, Ixhels Stiefvater, fuhr zur gleichen Zeit zur Arbeit.

Wir fuhren nach Guanajuato, was wohl ursprünglich mal "Platz der Frösche" oder so ähnlich geheissen hat. Auf der Fahrt gab es nichts besonders aufregendes zu sehen, mal abgesehen von
einer Bahnlinie, die sogar noch in Betrieb ist (!), einem Autowerk von General Motors / Chevrolet rechts neben der Straße und linkerhand einem Berg namens Cubilete, auf dem anscheinend eine Statue oder ein Denkmal auf einem großen weißen Sockel steht. Konnte man auf die Entfernung aber nicht richtig sehen. Dazu später mehr.

In Guanajuato angekommen ließen wir uns hinter der casseta erst einmal einen Übersichtsplan geben, um den Weg zum Mumien-Museum zu finden. Der Weg dorthin ist wirklich unglaublich, es
geht bergauf und bergab, durch schmale, holprige Straßen, mal mit und mal ohne Beschilderung. Und Frösche haben wir auch keine gesehen...

Zum Schluß dachten wir, wir hätten uns total verfahren, fanden das olle Museum aber erstaunlicherweise doch. Es war nicht besonders viel los, wahrscheinlich weil 80% der potentiellen Besucher den Laden gar nicht finden können und sich entnervt was anderes angucken. ;-)


Der Eintritt betrug happige 60 Peselotten pro Erwachsenem, und das Geld war es eigentlich nicht wert. Es gab eine ganze Menge Mumien zu sehen, aber fast keine Informationen oder sonst etwas über das warum und wieso. Am Eingang waren zwar Schilder, die Fotos verboten, aber da sämtliche Mexicaner eifrig mit Fotohandies, Fotoapparaten und Videokameras(!) rumhantierten, hab ich auch ein paar Fotos gemacht.


Wie gesagt, muß man nicht gesehen haben, das ganze...
Draussen angekommen wurden wir von einer ganzen Horde von Andenken-, Süßigkeiten- und Sonstwas-Verkäufern bestürmt, die wir nur mit Mühe abwehren konnten.
Alle Mann wieder rein in den Burrito, und los, alle wollten in einer Dulceria oben in den Bergen Süßigkeiten kaufen (alle, außer ich). Da isse:


Gegenüber stand ein alter Datsun aus den 70ern, kein besonderes Auto, aber in D praktisch nicht mehr auf der Straße anzutreffen.


Ich bin nur kurz durch die Dulceria gelaufen und habe dann draußen gewartet, die liebe Verwandschaft brauchte aber gut 20 Minuten, bis alle das richtige gefunden (und gekauft) hatten. Den meisten mexicanischen Süßigkeiten kann ich nicht allzu viel abgewinnen, die schmecken irgendwie komisch...

Dann wieder runter ins Tal, kreuz und quer und hin und her und schließlich eine Straße hoch, die zu einem Denkmal von irgend einem berühmten Freiheitskämpfer oder so was führte, den Namen hab ich aber vergessen. Da isser:


Von der Plattform am Denkmal und in der Nähe hat man allerdings nen klasse Ausblick auf die Stadt, wie man hier sehen kann:




Dann ging es ein paar Meter weiter und ein paar Treppen runter zu einer kleinen Bahn, die man sich wie eine Mischung aus Seilbahn und Fahrstuhl vorstellen kann. Sie besteht aus zwei kleinen Kabinen, die mit einem Stahlseil verbunden sind und abwechseln eine etwa 100m lange und 45° steile Rampe hoch- und runtergezogen werden. Wenn ich mich richtig erinnere, ging ein paar Meter oberhalb der "Bergstation" ein schmaler Weg runter ins Tal (sah zumindest so aus), der sicherlich die bessere Alternative ist, wenn es bei der Bahn richtig voll ist, die Bahn kann nämlich pro Fahrt nur ca. 10 Leute transportieren, und man muß evtl. ganz schön lange warten. :-|


Unten angekommen sind wir dann etwas rumgelaufen, es gab wie in MX üblich etliche Kirchen zu sehen, ein Theater, einen netten, schattigen kleinen Platz und, wie üblich, verstopfte Straßen und hupende Autos. Ansonsten massenhaft Restaurants und Futterbuden und ohne Ende Läden und Straßenstände und -verkäufer mit dem üblichen Souvenir-Müll für die Touristen. Nix besonderes also.




Auf dem Rückweg wieder ~30 Minuten Wartezeit an der Berg- und Tal-Bahn, dann zurück zum Burrito und ab Richtung Leon. Auf einem Grundstück an besagter Straße zum Denkmal stand übrigens ein VW-Porsche 914, der allerdings (wahrscheinlich mangels Ersatzteilen) zwei Paar runde Rückleuchten verpasst bekommen hatte. Weiß der Geier, wie das Ding da hin gekommen ist...


Kurz vor 14.00 Uhr waren wir also wieder auf dem Weg zurück Richtung Leon. Mein Fazit vom Kurzbesuch in Guanajuato: Ganz nett, aber nix, was einen vom Stuhl haut. Bestimmt gibt es abseits der Touri-Ströme ein paar interessante Ecken und Winkel zu entdecken, aber dazu fehlte die Zeit.

Der eigentliche Hammer sind die Straßen, die in den unmöglichsten Steigungen und Kurven durch die Stadt führen. Wer mal was leisten will, soll sich ein Mountainbike mitbringen und einen Tag damit durch die Stadt kurbeln. ;-)

Also wieder zurück nach Leon, wo einige Leute einen durchaus exquisiten Geschmack in Sachen fahrbarer Untersatz haben.


Wieder in Leon trafen wir uns mit Javier in einem italienischen Lokal namens "La Terazza". Prima Futter dort.


Direkt neben dem Lokal gab es einen schicken Möbelladen, der aber leider nicht geöffnet war. Dafür erspähte Ixhel auf der anderen Straßenseite zwei Klamottenläden, in denen sie umgehend verschwand. In dem einen Laden gab es italienische Dessous und Bademoden zu heftigen Preisen, aber in dem anderen wurde sie fündig, und ich durfte ihr ein Paar Schuhe kaufen - die allerdings mit 150 Peselotten spottbillig waren. Im Perisur dürften die locker das 4-fache kosten - noch mal günstig davon gekommen. :-)
Vor dem Laden stand mal wieder ein schöner Oldie:




Außerdem fand Ixhel noch eine kleine Tasche, die sie ihrer Freundin Lupita zum Geburtstag schenken wollte. Gabi verguckte sich in eine winzige rosa Geldbörse, die ich dann heimlich kaufte und ihr auf der Rückfahrt als Überraschung in die Hand drückte. War mit 50 $ ziemlich billig und besser sowas, als den Plastikschrott, den die Kinder sonst ständig haben wollen (und meistens auch bekommen)...

Kurios: An einem Telefonmasten baumelte ein freundlicher Weihnachtsgruß:


Im Haus angekommen schnappte ich mir ein paar kalte Noche Buena und setzte mich vor der Tür an den Tisch, um noch etwas Text in den Palm zu hämmern.

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Comments:
Na sowas! Es geht weiter.

Ich finde Guanajuato eigentlich sehr schön (wir hatten sogar mal daran gedacht, dorthin zu ziehen, wenn Zeit, Geld, Job und andere Dinge es erlauben); man muß aber etwas Zeit haben, um die Stadt entdecken zu können.
Du schreibst nix von den unterirdischen Tunnels, der Alhóndiga, dem Inneren des Teatro Juárez, der La Compañía-Kirche, der La Valenciana-Schau-Mine, ... - wart Ihr dort nicht?
Na, dann lohnte sich der Besuch nicht wirklich und ich verstehe Deinen schlechten Eindruck. Auch muß man ein wenig die Geschichte Mexico's kennen (und sich für sie interessieren), um den "Wert" der Stadt einschätzen zu können.

Das Mumien-Museum fand ich anfangs ganz interessant, aber nach den ersten -sagen wir- 15 Toten wurde das Ganze dort etwas morbid, so dass ich die Süßigkeiten in Mumien-Form, die am Ausgang verkauft wurden, ganz schön geschmacklos fand. Ich denke, man kann das Museum ansehen, um eine Idee davon zu bekommen, man muß es aber nicht.

Übrigens: der fackelschwingende Riese über der Stadt ist der berühmte Pípila (und schon Ixhel nach seiner Story fragen...).
 
Nein, wir hatten ja nicht viel Zeit zum Gucken, und sind nur ein bißchen im Zentrum rumgelaufen.
Ich hätte auch lieber ne Stunde länger die Stadt angeguckt als 2 Mal an dieser dämlichen Spielzeugbahn zu warten... ;-)
Ich hatte schon den Eindruck, daß es eine interessante Stadt ist, aber wie ich schon schrieb:
"Bestimmt gibt es abseits der Touri-Ströme ein paar interessante Ecken und Winkel zu entdecken, aber dazu fehlte die Zeit.
"

Zu dem von mir so getauften "Speed-Sightseeing" habe ich mich auch schon mit Ixhel unterhalten - was nützt es mir, wenn ich zwar mal in Tlacotalpan, Catemaco oder Boca del Rio war, aber immer nur für einen kurzen Besuch oder eine Übernachtung, und de facto kaum etwas gesehen habe? Das möchte ich beim nächsten Mal etwas anders handhaben...
 
was nützt es mir, wenn ich zwar mal in [...] war, aber immer nur für einen kurzen Besuch oder eine Übernachtung, und de facto kaum etwas gesehen habe?

Tja, das scheint ein Phaenomen des amerikanischen Kontinents zu sein, und da sind sich Gringos und Mexikaner (ausnahmsweise) mal gar nicht unaehnlich.

Das Nummer 1 Argument fuer diesen Ansatz ist natuerlich, dass man nachher sagen kann, man war dort (mit Beweisfoto natuerlich). Ob man es auch genossen oder die Details wahrgenommen hat ist da eher zweitrangig. Hauptsache man kann ein "wow" ernten.

Der zweite Grund ist die Urlaubsknappheit. In Deutschland sind 24-30 Urlaubstage im Jahr normal, im Amiland kann ich mich mit 13 Tagen schon zu den gluecklichen zaehlen, und in Mexico geht da aehnlich wenig. Klar dass man da die vorhandene Zeit intensiver verbringt.

Soweit zu meinen Theorien. Persoenlich bin ich uebrigens auch eher ein Freund des "Lieber-weniger-dafuer-aber-im-Detail"-Ansatzes.
 
"Intensiv" wäre ja noch okay, aber dieses Gehampel, um mal irgendwohin zu kommen, macht keinen Spaß.
Nee,dann lieber nen Tag länger bleiben...
 
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